Sonntag, 5. Februar 2006

Seminar vom 1.2.2006

Da unser Seminar diese Woche ja leider ausgefallen ist, berichte ich diese Woche einfach mal von meinen persönlichen aktuellen Lernproblemen. Noch nie hatte ich nämlich eine so große Abneigung etwas zu lernen, wie in diesem Fall.
Es handelt sich dabei in diesem Fall um das Seminar Linguistik II. Leider habe ich generell eher bei Deutsch das Problem, mich wirklich dafür zu interessieren, weil ich den ganzen Kram einfach für wahnsinnig unnütz halte. Muss ich mich tatsächlich damit auseinandersetzen, was ich in der Epoche XY historisch ereignete, wie ich hundertprozentig wissenschaftlich ein Gedicht interpretiere und was neue Forschungsergebnisse der Semantik und Pragmatik sind? Möchte ich Unidozentin werden und "lerne" es deshalb? Nein, ich möchte gerne an die Grundschule. Da stehe ich dann später wahrscheinlich vor einer Klasse und mein Kopf ist mit nur wenigen brauchbaren Sätzen (Tipps) gefüllt, die ich mir - wenn überhaupt - aus dem Studium gemerkt habe. Ich werde wahrscheinlich zu neunzig Prozent aus eigener Intuition lehren und somit waren vier Jahre Studium und davor eigentlich auch neun Jahre Schule umsonst. Vergessen habe ich daraus sowieso fast alles.
Nur die vier Jahre an der Grundschule könnten sich bezahlt machen. Kann ich mich doch immerhin etwas daran erinnern, wie mir Lesen und Schreiben beigebracht wurde, wie man begonnen hat, Äpfel mit Birnen "Plus zu nehmen".
Zurück zum Lernen. In diesem Linguistik Seminar beschäftigen wir uns mit spannenden Dingen wie der Duden Grammatik. Seltsamerweise habe ich die Begriffe, die diese verwendet, noch nicht einmal in der Oberstufe im Deutsch LK erahnt. Nie durchgeführt. Wichtig? Blödsinn. Meiner Meinung nach zu behandeln, um ein vierjähriges Studium überhaupt zu füllen. Ganz abgesehen davon, dass ich persönlich eine starke Abneigung gegen Grammatik habe, weil ich es extrem daneben finde, schöne sprachliche Gebilde in trockene Fachausdrücke zu pressen und so diese zu verschandeln, komme ich nun an den ganzen Stoff einfach nicht heran. Ich lese, ich schreibe, ich lasse mir erzählen, ich verzweifle. Es scheint, als sei eine Tür ganz fest verschlossen. Ich will nicht! Findet ihr, das muss sein?
Da freue ich mich eigentlich wirklich auf das nächste Seminar von Herrn Schmid - es ist komisch, anders und dadurch interessant. Ich werde mir zum Beispiel als einen der wenigen Sätze merken: "Didaktik ist eine natürliche Einrichtung des Gehirns!"
Danke dafür!

Seminar vom 18.1.2006

Da ja heute keine Sitzung stattgefunden hat, dachte ich mir, ich könnte schreiben, was ich unter gutem Unterricht verstehe, beziehungsweise wie ich denke, dass man erfolgreich lernt.
Bevor ich angefangen habe, den Beitrag zu schreiben, musste ich komischerweise bei dem Thema an den Film "Findet Nemo" denken. Die "Schule" ist dort Herr Rochen, der die ganzen Meerestierkinder auf den Rücken packt und mit ihnen die Unterwasserwelt erforscht. Irgendwie fand ich die Vorstellung, man würde seine Schüler packen und für ein paar Stunden die Welt erforschen, schön. Man müsste nicht die ganze Zeit für Totenstille und steifes Auf-dem- Stuhl- Sitzen sogen, damit sich die im Nebenraum nicht beschweren. Die Kinder könnten Kinder sein und würden mit Freude lernen. Nur leider Dinge, die sie in der Grundschule nicht lernen müssen.

Ich denke, wie ich meinen Schülern meinen Stoff einmal vermitteln werde und welchen Weg ich wählen werde, um Lernen so effektiv wie möglich zu fördern, werde ich in der Praxis herausfinden. Aber ich habe auch bestimmte (Wunsch-) Vorstellungen darüber.
Ich glaube, eine wichtige Grundlage für erfolgreiches Lernen ist, eine angenehme und entkrampfte Atmosphäre zu schaffen. Jeder Schüler sollte möglichst gleich angepackt werden, nicht Langsame mit der Message: "Was du sagst ist grundsätzlich mangelhaft." und etwas Bessere mit der Message: "Was du sagst ist generell nie wirklich falsch". Schüler sollten zudem die Möglichkeit bekommen, sich gegenseitig zu helfen, zu loben oder auch zu korrigieren. Der Lehrer steht meist als "Übermensch" im Mittelpunkt. Das überfordert ihn und die Kinder unterschätzen die eigene Fähigkeit, Dinge zu regeln oder einfach zu können.

Außerdem finde ich, dass der Lehrer dazu da sein sollte, um mit den Kindern zu arbeiten und sie zu motivieren - nicht, um die Kinder für sich arbeiten zu lassen. Kindgerechte Mittel und Wege sind dabei Basis, das Lernen richtet sich ja an phantasievolle Menschlein und nicht solche, die mit dem Eintritt in die Schule gleich still, vernünftig und erwachsen geworden sind. Gott sei Dank!

Denkt ihr, man kann es schaffen, das so umzusetzen? Oder glaubt ihr, dass es immer irgendwie Probleme in der Kommunikation oder Vermittlung gibt oder man mit ungewöhnlichen Methoden auf Widerstand stößt? Immerhin: Nobody's perfect...

Seminar vom 4.1.2006

In dieser Sitzung war ich nicht da und als ich fragte, wie ich denn nun einen Weblog- Beitrag abgeben sollte, bekam ich die Antwort: Sei kreativ!
Ich habe jetzt echt lange überlegt, was damit gemeint sein könnte und schreibe eine "Geschichte" über eine Unterrrichtsstunde.

Sie knabberte an ihrem Bleistift und freute sich über den ekligen, aber abwechslungsreichen Geschmack von Holz gemischt mit der kalten Miene. Sie lag wie Blei auf dem Tisch und fühlte sich unwohl. Ihre Augen wurden immer schwerer und wenn sie sich ansatzweise darauf konzentrierte, konnte sie ihrem leeren Blick selber sehen. Sogar ihre Gedanken schliefen fast. Sie konnte zumindest keine erfassen, die sie wieder zum Leben erweckt hätten.
Die Luft war dick und klamm. Mit ihr saßen 23 andere Leidensgenossen im Raum und verbrauchten eifrig Sauerstoff, um nicht zu müde zu werden. Sie konnte den anderen ansehen, wie auch ihr Kopfkino in Zeitlupe ablief.
Vor ihnen stand die Lehrerin. Sie murmelte unverständliche Dinge, für sie klang es, als würde sie durch eine Glasscheibe sprechen. Dazu gestikulierte sie mickrig. Sie tat dies wie die letzten zwanzig Jahre. Sie wirkte fast wie eine Puppe oder wie ein Robotter, dessen Tonband immer wieder von vorne anfängt und langsam verzerrte Wörter ausspuckt.
Vor ihr lag ein Block. Sie hiefte sich in eine andere Position und kritzelte Formen auf ihr Papier. Sie versuchte zu überlegen, ob sie etwas wirklich Gutes mit dem Zettel und dem Stift anfangen könnte, aber sie war viel zu gelähmt, um zu denken.
Durfte sie auf die Uhr gucken oder war es noch nicht lange genug her, dass sie es das letzte Mal gewagt hatte? Ob die Zeit ihr dieses Mal einen Gefallen tun würde und laufen anstatt schleichen würde? Sie linste ganz heimlich, als könnte sie es anschließend ungeschehen machen. Sie ließ sich in ihre alte Postion zurück fallen.
Der Gong explodierte in der Stille und raste ihr durch die Glieder. Das Gewicht fiel von ihrem Kopf, sie fühlte sich befreit und streckte sich. Sie hörte Menschen lachen, sprechen, sie spürte Leben.
"Und, was hast du heute in Französisch gelernt?" fragte ihre Mutter sie am Mittagstisch. Sie verstummte.

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